Virtual Visit

Anlässlich seines 60. Geburtstages, den Apostolos Palavrakis vor einiger Zeit feierte, zeigt der Künstler in einer sehr persönlichen Ausstellung einen Rückblick auf 40 Jahre künstlerischen Schaffens.Viele der Arbeiten stammen aus dem persönlichen Besitz des Künstlers und sind von besonderer Bedeutung, markieren sie doch für ihn entscheidende Schritte innerhalb der künstlerischen Entwicklung seines Werks. So ist die Ausstellung auch mehr als eine Art Bestandsaufnahme oder Verstandortung zu verstehen, als eine sich an Daten oder formalen Aspekten entlang entwickelnde, linear erzählte Retrospektive. Palavrakis geht assoziativ vor, entlässt sein Werk in einen offenen Raum, lässt es zum Gelände werden, in dem die Besuchenden eingeladen sind, sich im wahrsten Sinn frei zu bewegen, ohne sich von einem determinierenden Gerüst eines wie auch immer gearteten, konzeptuellen Systems beengen zu lassen.

Eine die Ausstellung durchdringende Dimension ist, für eine Rückschau durchaus angemessen, die Zeit bzw. ihr Vergehen. Mehr jedoch, als sich als sinnstiftender Moment zu erschöpfen, ist der zeitliche Aspekt allen Werken Palavrakis’ immanent. Etwa wenn der Künstler den Prozess ihrer Entstehung seinen Werken als formale Grundkategorie einschreibt. Übermalungen, Abtragungen, Wischer, Farbverläufe, all diese Spuren des kreativen Prozesses, der ja auch einen zeitlichen Verlauf darstellt, werden in den Arbeiten zum bildgebenden Element. Auf einer anderen Ebene, eine Art inhaltlichen, steht die Schrift, als bildlich gewordene Sprache und die Zeiten überspannender Informationsspeicher, im Zentrum der hier gezeigten Arbeiten. Jedoch: was sich uns an schriftlichen Überlieferungen in Palavrakis’ Werken zeigt, lässt sich selten entziffern, steht aus Kontexten gelöst, verblasst, wird überdeckt und verwischt. Das Vergehen der Zeit, das auch mit einem Verschwinden und Auflösung einhergeht.

Die Arbeiten erscheinen so auf einen ersten Blick rätselhaft, als müsse man sie decodieren, um ihnen ihr Geheimnis zu entlocken. Doch geht es Palavrakis genau darum nicht. Zwar provoziert er eine gewisse Ratlosigkeit, doch scheint ihm diese bei der Rezeption von Kunst oftmals hilfreicher, als sich durch zu viel an Recherche in Literaturen oder kunsthistorische Präambeln den Blick auf ein Werk zu verstellen. Für ihn ist alles, was man als Rezipient braucht, um ein Kunstwerk zu„sehen“, diesem Werk imma...

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Eine die Ausstellung durchdringende Dimension ist, für eine Rückschau durchaus angemessen, die Zeit bzw. ihr Vergehen. Mehr jedoch, als sich als sinnstiftender Moment zu erschöpfen, ist der zeitliche Aspekt allen Werken Palavrakis’ immanent. Etwa wenn der Künstler den Prozess ihrer Entstehung seinen Werken als formale Grundkategorie einschreibt. Übermalungen, Abtragungen, Wischer, Farbverläufe, all diese Spuren des kreativen Prozesses, der ja auch einen zeitlichen Verlauf darstellt, werden in den Arbeiten zum bildgebenden Element. Auf einer anderen Ebene, eine Art inhaltlichen, steht die Schrift, als bildlich gewordene Sprache und die Zeiten überspannender Informationsspeicher, im Zentrum der hier gezeigten Arbeiten. Jedoch: was sich uns an schriftlichen Überlieferungen in Palavrakis’ Werken zeigt, lässt sich selten entziffern, steht aus Kontexten gelöst, verblasst, wird überdeckt und verwischt. Das Vergehen der Zeit, das auch mit einem Verschwinden und Auflösung einhergeht.

Die Arbeiten erscheinen so auf einen ersten Blick rätselhaft, als müsse man sie decodieren, um ihnen ihr Geheimnis zu entlocken. Doch geht es Palavrakis genau darum nicht. Zwar provoziert er eine gewisse Ratlosigkeit, doch scheint ihm diese bei der Rezeption von Kunst oftmals hilfreicher, als sich durch zu viel an Recherche in Literaturen oder kunsthistorische Präambeln den Blick auf ein Werk zu verstellen. Für ihn ist alles, was man als Rezipient braucht, um ein Kunstwerk zu „sehen“, diesem Werk immanent. Die Herausforderung, die er an die Betrachtenden stellt, ist, sich seinen Werken offen hinzugeben, zu warten, aus einem Nicht-Wissen oder Verstört-sein heraus ein „Verstehen“ entstehen zu lassen.

Bereits im Titel der Ausstellung verweist Palavrakis auf das Buch "Mille Plateaux / Tausend Plateaus" von Gilles Deleuze und Félix Guattari. Ein zentraler Begriff der Philosophie der beiden Franzosen ist der des Rhizoms, eine aus der Biologie, hier Wurzelgeflechte bezeichnende Metapher, mit der sie ein neues Denksystem beschreiben, dass sich, anders als frühere hierarchische Modelle, wie ein Geflecht aus immer neu entstehenden Beziehungen heraus ergibt. In einer freien Verbindung verschiedenster Sachverhalte untereinander sehen sie die einzige Möglichkeit, kreative und verändernde Potenziale freizusetzen. In diesem Sinne sieht auch Palavrakis seine Kunst als Rhizom, ein offenes System, in dem sich Sinn und Bedeutung durch die Unterschiedlichen Verflechtungen untereinander ergeben, neu stiften lassen, in dem die Betrachtenden Teil werden, Standpunkte einnehmen und neu formulieren können. In dem komplexe Inhalte nicht durch eine hierarchisch strukturierte Ableitungsformel immer weiter vereinfacht werden, in einem Glauben, nur dann verständlich zu sein, sondern in dem Komplexität als kreative Dynamik und sinnliche Kraft erfahrbar wird. Das Prinzip der „Vielheit“ gegen eine abgeschlossene und ausschließende Hermeneutik.

Dieses Gelände, auch wenn es unbekannt ist, ist kein unwegsames. Apostolos Palavrakis’ bietet uns mit seinem Werk die Karte. Wie wir sie lesen, welchen Weg wir einschlagen, wo wir enden, liegt an uns. Welch ein Abenteuer.

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