Gerhard Hoehme: da war jemand

Gerhard Hoehme: da war jemand · Werke 1963–1981

Zum 100. Geburtstag des Künstlers, kuratiert von Kay Heymer (Kunstpalast, Düsseldorf).

Gerhard Hoehme wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass zeigt Beck & Eggeling International Fine Art mit „da war jemand“ die zweite große Ausstellung mit Werken des 1989 verstorbenen Künstlers in der Galerie. Wir freuen uns sehr, dass wir den profilierten Hoehme-Kenner Kay Heymer als Kurator für diese Ausstellung gewinnen konnten. Er leitet die Sammlung Moderne Kunst im Kunstpalast, Düsseldorf und betreut im Auftrag der Gerhard und Margarete Hoehme-Stiftung das Werkverzeichnis für Gemälde und Objekte des Künstlers.

Gerhard Hoehme war ein Künstler, der ständig suchte und forschte. Für ihn ging es ganz existenzialistisch um das Finden neuer Bilder und neuer Aussagen. Er nutzte denkbar viele formale Mittel und Materialien, deren besonderes Ausdruckspotenzial er offenlegte. Das Bild war für ihn kein rechtwinklig begrenztes Objekt, es griff in den Raum ebenso aus wie in die Gedankenwelt. Gerade seine Werkgruppe der Fensterbilder belegt dies mit ihrem Aufstand gegen die Grenzen des Rahmens. Auch die Sprache wurde für Gerhard Hoehme zum Material seiner Bilder. Er ging der Bedeutung von Begriffen auf den Grund. Sprache war für ihn ein Kosmos, der zwischen der skripturalen Geste und der poetischen Offenheit der Wörter changierte. In vielen seiner Bilder erscheinen Wörter, manchmal ganze Sätze, aber auch gestische Kalligrafien. Hoehmes Verehrung für den gleichaltrigen Dichter Paul Celan, der seine Sprache angesichts der Erfahrung desbürokratisch durchgeführten...

Gerhard Hoehme wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass zeigt Beck & Eggeling International Fine Art mit „da war jemand“ die zweite große Ausstellung mit Werken des 1989 verstorbenen Künstlers in der Galerie. Wir freuen uns sehr, dass wir den profilierten Hoehme-Kenner Kay Heymer als Kurator für diese Ausstellung gewinnen konnten. Er leitet die Sammlung Moderne Kunst im Kunstpalast, Düsseldorf und betreut im Auftrag der Gerhard und Margarete Hoehme-Stiftung das Werkverzeichnis für Gemälde und Objekte des Künstlers.

Gerhard Hoehme war ein Künstler, der ständig suchte und forschte. Für ihn ging es ganz existenzialistisch um das Finden neuer Bilder und neuer Aussagen. Er nutzte denkbar viele formale Mittel und Materialien, deren besonderes Ausdruckspotenzial er offenlegte. Das Bild war für ihn kein rechtwinklig begrenztes Objekt, es griff in den Raum ebenso aus wie in die Gedankenwelt. Gerade seine Werkgruppe der Fensterbilder belegt dies mit ihrem Aufstand gegen die Grenzen des Rahmens. Auch die Sprache wurde für Gerhard Hoehme zum Material seiner Bilder. Er ging der Bedeutung von Begriffen auf den Grund. Sprache war für ihn ein Kosmos, der zwischen der skripturalen Geste und der poetischen Offenheit der Wörter changierte. In vielen seiner Bilder erscheinen Wörter, manchmal ganze Sätze, aber auch gestische Kalligrafien. Hoehmes Verehrung für den gleichaltrigen Dichter Paul Celan, der seine Sprache angesichts der Erfahrung des bürokratisch durchgeführten Massenmords im Holocaust ganz neu, an der Grenze des Verstummens fand, war auch für seine eigene schöpferische Grundhaltung kennzeichnend. Dichter und Künstler gehörten einer Generation an, die vom faschistischen Terror ihrer kulturellen Existenz beraubt wurden und deshalb neu anfangen mussten. Jeder Stoff, jede Linie, jede Farbe wurde von Gerhard Hoehme so eingesetzt, als habe niemand vor ihm etwas Ähnliches versucht.

Gerhard Hoehmes kunsthistorische Eingliederung in das Informel passt nur auf sein Frühwerk, spätestens seit 1963 – die Ausstellung setzt mit dem Gemälde „ein bitteres Bild, ein trauriges Bild“ aus diesem Jahr ein – ist Hoehmes Werk über jegliche Klassifizierung erhaben.

Gerhard Hoehme war ein konsequenter, bedingungsloser Individualist, und doch stand er bewusst im Leben – als Akademielehrer, der intensiv mit seinen Kollegen K.O. Götz oder Joseph Beuys um die besten Konzepte für Unterricht und Ausbildung rang, und als politischer Mensch, der einen erheblichen Beitrag zur Aufarbeitung der schwer belasteten deutschen Geschichte geleistet hat. In Gemälden wie „Deutsch-deutsches Verhältnis“ kommt dies ebenso sublim zum Ausdruck wie in seinem bitteren Bild und vielen anderen Werken.

Gerhard Hoehmes Arbeitsweise war stringent und in seiner Kompromisslosigkeit oft verletzlich. Seine Obsession mit den PE-Schnüren, die viele seiner Bilder in den Raum hinein erweitern und ein intensives Bedürfnis nach Kontakt und Austausch mit dem Betrachter zu bekunden scheinen, machen sein Werk paradoxerweise besonders spröde und für viele schwer zugänglich. Die Auseinandersetzung mit Hoehmes Werk muss eine Phase leicht schmerzvoller Überwindung durchlaufen – „Erkenntnis hat auch etwas mit Anstrengung zu tun“, pflegte uns unser großer Lehrer Max Imdahl zu ermahnen – was folgt, ist dann aber keinesfalls Desillusionierung, sondern eine stets wachsende Faszination und Begeisterung für diesen so genauen wie empfindlichen Künstler und seine Arbeiten, mit denen er die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt hat wie wenige andere. Die unmittelbar nachzuempfindenden bildnerischen Handlungen des Malers halten seine Werke frisch und lassen sie heute wie vor 50 Jahren strahlen.

Kay Heymer

Ein Video zur Ausstellung mit Kay Heymer, Ute Eggeling und Michael Beck im Gespräch wird auf unserer Webseite veröffentlicht.

Videos

2020: Kay Heymer (Kunstpalast Düsseldorf) im Gespräch mit Ute Eggeling & Michael

3. September 2020

DC OPEN 2020: Michael Beck über Gerhard Hoehme

© DC Open Düsseldorf

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